Kapitel 10

Trading-Strategien und ihre Eigenschaften

Hochfrequenz-Handel - Scalping

Scalping ist eine extrem kurzfristige Trading-Strategie. Positionen werden oft nur über wenige Sekunden gehalten. Das Risiko ist durch enge Stops gering, jedoch auch der jeweilige Gewinn. Deshalb muss ein Scalper öfter handeln um ausreichend Profit zu erzielen.

Beachten sollte man hierbei, dass das gehandelte Währungspaar genug liquide ist und der Broker niedrige Spreads anbietet.

Die Strategie eignet sich auch gut für Anfänger, wenn man sich strikt an sein Risikomanagement hält. Zum einen bietet Scalpen ein wenig Spannung und durch die Vielzahl von Trades wird das Bedürfnis „etwas tun zu müssen“ befriedigt. Zum anderen ist das Risiko relativ gering, weil es keine großen zwischenzeitlichen Drawdowns gibt.

Candlestick-Trading

Während formelbasierte Tradingsysteme auf gesammelten Preisdaten beruhen, nutzen die Trader von Candlesticks eher individuelle Datenpunkte. Hierbei kann es sich sowohl um einzelne Kerzen (Candles) als auch um mehrere handeln. Da man annimmt, dass diese Tradingform ihren Ursprung im 18. Jahrhundert auf den japanischen Rohstoffmärkten hatte, spricht man auch von „Japanese Candlestick Trading“. Hauptsächlich wird das Candlestick-Trading von „Price-Action“-Tradern (diejenigen, die auf die Preisbewegungen achten) und den „naked“ Tradern“ (diejenigen, die keine Analyse-Werkzeuge wie z.B. Indikatoren, Linien etc. nutzen) verwendet.

Meistens halten diese Ausschau nach verschiedenen Chart-Mustern (Chart Patterns) oder Umkehrpunkten (Reversal Triggers). Die bekanntesten Muster sind „Doji“, „Hammer“, „Shooting Star“ und die sog. „Engulfing Patterns“.

Diese Trading-Methode eignet sich also gut für visuell orientierte Trader. Man sieht die genauen Preisbewegungen am Markt wie sie gerade passieren, anstatt sich an Indikatoren, wie z.B. den gleitenden Durchschnitten (Moving Averages) zu orientieren, die den Preis mit etwas Verzögerung wiedergeben. Nachteilig bei dieser Methode ist, dass es häufig zu Fehlsignalen kommen kann.

Technische Strategien – Swing Trading

Swing Trading ist eine Mischung aus Scalping und einer längerfristigen Strategie, wie z.B. Trend-Trading. Swing Trades können auf allen Zeitebenen stattfinden und dauern von wenigen Tagen bis zu einer Woche.

Die Swing-Trader sind darauf aus, Abweichungen vom Markpreis zu handeln. Dafür nutzen sie gleitende Durchschnitte (Moving Averages), Oszillatoren oder die sog. Elliot Waves.

Technische Strategien – Trend Trading

Trend-Trader versuchen eine so große und lange Bewegung (Trend) wie möglich zu erwischen und davon zu profitieren. Trends gibt es so gut wie auf allen Zeitebenen – auf 5-Minuten-Basis ebenso wie auf 4-Stunden-Basis. Kurzfristig orientierte Trend-Trader nutzen für ihre Analyse technische Indikatoren, während langfristig orientierte Trend-Trader auch noch die Fundamental-Daten mit einbeziehen. Die Schwierigkeit bei dieser Strategie liegt darin, den richtigen Einstiegszeitpunkt (also dort wo ein Trend beginnt) und den richtigen Ausstiegszeitpunkt (also dort wo ein Trend endet) zu finden.

Technische Strategien – Range Trading

Range-Trader (Bandbreitenhändler) versuchen auf dem Chart Bewegungen ausfindig zu machen, in denen der Kurs seitwärts (in einer Range) verläuft. Diese sind durch die Unterstützungs- (Support) und Widerstandslinien (Resistance Lines) eingegrenzt. Range-Trader gehen davon aus, dass der Preis die Bewegungen der Vergangenheit wiederholt, weshalb also Kaufaufträge nahe der Unterstützungslinien und Verkaufsorders bei den Widerstandslinien platziert werden.

Technische Strategien – Breakout Trading

Beim Breakout-Trading orientieren sich die Trader ebenfalls an den Support- und Resistance Lines. Jedoch gehen sie davon aus, dass die Range nicht weiterbestehen wird, sondern der Preis stattdessen aus ihr ausbricht (Breakout). Häufig kommt es hierbei zu Fehlausbrüchen, jedoch kann ein starker Breakout ausreichen um mehrere kleine Verluste zu kompensieren und zusätzlich Gewinn zu machen.

Technische Strategien – Reversal Trading

Die Trader von Umkehrpunkten (Reversals) versuchen herauszufinden an welcher Stelle ein vorheriger Trend endet und ein neuer beginnt. Oftmals ist es schwieriger diesen Punkt zu treffen, als den Trend selber zu handeln. Jedoch ist es gerade diese Herausforderung, die viele Leute für die Strategie anzieht.

Technische Strategien – Divergence Trading

Da es viele verschiedene Werkzeuge gibt um einen Chart zu analysieren, kommt es vor, dass sie nicht immer alle übereinstimmen. Nach solchen Abweichungen (Divergences) schauen die Trader dieser Strategie. Auch bei unterschiedlichen Währungen können Diskrepanzen auftauchen, zum Beispiel, wenn zwei miteinander korrelierende Kurse plötzlich entgegengesetzt verlaufen.

Fundamentale Strategien – Carry Trade

Eine bekannte Forex-Strategie ist der sogenannte „Carry Trade“. Ziel hierbei ist es, durch Zinsdifferenzen einen Gewinn zu machen.

Verschiedene Studien haben ergeben, dass langfristig gesehen, die Carry-Trade-Strategie eine der Erfolgreichsten ist.

Fundamentale Strategien – News Trading

Eine weitere beliebte Trading Strategie ist das Handeln von veröffentlichten Wirtschaftsdaten oder -nachrichten. Als Trader konkurriert man hier häufig mit automatisierten Handelssystemen, die die veröffentlichten Daten in gut (=kaufen) oder schlecht (=verkaufen) unterteilen.

Wer sich jedoch für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert und die Ereignisse richtig interpretiert, kann bei dieser Strategie einen Vorteil haben, insbesondere bei Extremen, wie überkauften oder überverkauften Märkten.

Die „Querdenker“-Strategie – The Contrarian

Die „Querdenker-Trader“ gehen davon aus, dass man nur Geld verdienen kann, indem man entgegengesetzt der Masse handelt. Das bedeutet, man muss anders denken und handeln als der überwiegende Teil der Trader. Man versucht zum Beispiel vorherzusehen was die Meisten tun würden und handelt selber das Gegenteil. Damit diese Strategie erfolgreich ist, spielt das Timing der Einstiegs- und Ausstiegspunkte eine entscheidende Rolle.

Sobald eine Contrarian-Strategie jedoch weiterverbreitet ist, schwindet der Vorteil aufgrund der sich verringernden Effektivität. Eine der bekanntesten Contrarian-Strategien ist die sogenannte „Dogs of the Dow“.